Es war ein verregneter Freitag morgen. Mein Sohn bat mich
ihn ausnahmsweise einmal mit dem Auto zu Schule zu bringen um nicht
mit dem Fahrrad fahren zu müssen. Zwei Kreuzungen vor der Schule
sagte er: „Papa, du kannst mich hier raus lassen.“ Da es in Strömen
regnete fragte ich ihn warum er denn schon hier raus wollte und
nicht vor dem Schultor? Er zögerte mit der Antwort und ich fragte
nach: „Ist es dir peinlich, dass du gebracht wirst?“ – „Nein.“ „Bin
ich dir peinlich?“ – „Nein, Papa!“ Schließlich kam der wahre Grund
zögernd über seine Lippen. „Mir ist unser Auto peinlich.“ Gut,
damit konnte ich leben, denn unser in die Jahre gekommener Kombi
konnte kaum mithalten mit den Sport- und Geländewagen der Eltern seiner Mitschüler, deren Wert
man an dezenten Design Details gut erkennen konnte. Auf dem Weg ins
Büro dachte ich über die Situation nach fühlte mich zurück versetzt
in meine Kindheit mit haargenau denselben Empfindungen, die ich
hatte als ich von meinem Vater hin und wieder chauffiert wurde. Mir
wurde schlagartig bewusst wie erschreckend ähnlich mir mein eigener
Sohn war, bis hinein in die Gefühlswelt. Die Bibel sagt, dass wir
Menschen nach dem Bilde Gottes geschaffen sind. Manch einer
empfindet diese Tatsache nicht als einen Wert sondern als Druck.
Dieser Druck erhöht sich schnell, wenn Prediger ihrer Stimme mehr
Nachdruck verleihen und in den Imperativ wechseln: „Werdet Christus
ähnlicher!“ An diesem Morgen fuhr ich befreit von diesem Druck ganz
gelassen weiter und dachte: „Vielleicht bin ich Gott ja viel
ähnlicher als ich manchmal glaube.“ Vielleicht ist das nicht immer
so offensichtlich – besonders dann – wenn sich die Schattenseiten
menschlicher Natur vor das Wesen Gottes in mir schieben. Aber
eigentlich ist es das natürlichste von der Welt, dass ich meinem
Vater im Himmel ähnlich bin. Einfach nur dadurch dass ich mich
soviel wie möglich bewusst in seiner Gegenwart aufhalte.

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