Es ist Ende Mai 2010. Ich laufe in Gedanken die Treppe einer Kirche hinab und zweifle an meiner Fähigkeit zu leiten. “Nie in deinem Leben wirst du Dinge erleben wie du sie eben, in der schlichten Kapelle auf Schwarz-Weiß  Bildern, dokumentiert gesehen hast.” In dem Moment sprang mich ein Satz förmlich an, der auf Augenhöhe vor mir aus silbernen Buchstaben ausgestanzt, gut sichtbar befestigt war.

If You Can Dream It, You Can Do It!

Da stand er. Der alles entscheidende Satz, den sich Dr. Robert Schuller zum Lebensmotto gemacht hat.  Ein Mann, der immer in Möglichkeiten dachte und viele Menschen mobilisiert hat, den Traum der  Crystal Cathedral in Kalifornien ins Leben zu rufen. Jetzt wo dieses Gebäude unübersehbar in der Landschaft steht, ist es nicht mehr wegzudenken.  Unvorstellbar aber, wenn man bedenkt, dass an dieser Stelle vorher nichts anderes als grüne Wiese und ein asphaltiertes Autokino stand.

Vorstellungskraft ist eine der grundlegendsten Fähigkeiten eines Leiters.

Und ich dachte immer meine “blühende Fantasie”  ist eher ein Nachteil für meine Seriösität als Leiter. Gut, ich konnte meine Vorstellungskraft schon hin und wieder einsetzen um lebensnahe, aufregende Predigtbeispiele auszuformulieren, aber sie als Führungsinstrument zu gebrauchen lag mir ferne.

Stephen R. Covey spricht in seinem Buch “Die sieben Wege zur Effektivität” von 2 Phasen des Schaffens. Es gibt bei allem eine mentale oder erste Phase des Schaffens und eine physische oder zweite Phase. Bevor beim Bau eines Hauses der erste Nagel überhaupt eingeschlagen wird, hat der Erbauer eine ganz klare mentale Vorstellung von dem wie es einmal aussehen wird. Er hat in seiner Fantasie ein ganz klares Bild vor Augen.

Nichts ist auf dieser Welt entstanden, was nicht vorher gedacht wurde.

Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, ob wir es unter Kontrolle haben oder nicht, es gibt für jeden Teil unseres Lebens eine erste Phase des Schaffens. Wir sind entweder Resultat unseres eigenen gedanklichen Entwurfs oder das Resultat fremder Terminkalender, äußerer Bedingungen oder früherer Eigenschaften.

“Die einzigartigen menschlichen Fähigkeiten der Selbstwahrnehmung, der Vorstellungskraft und des Gewissens ermöglichen es uns, die erste Phase des Schaffens zu untersuchen und selbst die Verantwortung für diese zu übernehmen, unseren eigenen Kontext zu schreiben.” so Covey.

Die Bibel definiert Glauben an einer Stelle als ein “Überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht.”

Einem Mann, der in Jesus das Potential sah Wunder zu tun, sich selbst aber nichts dergleichen zutraute, sagte Jesus folgendes:

»Wenn es dir möglich ist, sagst du?«, entgegnete Jesus. »Für den, der glaubt, ist alles möglich.« Markus 9,23

Nichts ist unmöglich dem, der da glaubt.

Kaum zu glauben oder? Mir fällt das manchmal schwer, besonders wenn einen die eigene Fantasie von Dingen träumen lässt, die man sich kaum auszusprechen wagt, weil man denkt die Welt würde einen für verrückt erklären.

Dabei glaube ich mittlerweile, dass unsere Vorstellungskraft, wenn sie gefüllt ist mit Glauben, das göttlichste Geschenk aller Führungsinstrumente überhaupt ist.

Menschen die ihre Fantasie als Führungsinstrument einsetzen, lassen sich von eigenen Vorstellungen und Ideen anderer faszinieren. Sie freuen sich jedes Mal, wenn Sie unter einer relativ komplexen Oberfläche auf ein simples, aber wirkungsvolles Erklärungsmuster stoßen. Durch ihre Vorstellungen gelingt es ihnen Dinge miteinander verknüpfen und sind ständig auf der Suche nach neuen Verknüpfungen. Sie sind jedes Mal aufs Neue verblüfft, wenn Dinge, die allem Anschein nach nichts miteinander zu tun haben, auf einmal in einem engen Zusammenhang miteinander stehen.

Vorstellungskraft eröffnete einem ganz neue Blickwinkel auf scheinbar Vertrautes. Als Leiter gehört das zu deinem täglichen Geschäft und es wäre doch gedankenlos, wenn man in diesem Moment auf die Gabe der Vorstellungskraft verzichten würde.

Welchen Teil deiner Fantasie hast du noch nicht in Worte gefasst und sie mit anderen Menschen geteilt? Fülle sie mit Glauben, sprich darüber ohne Angst dich lächerlich zu machen und gib deiner Vorstellunsgkraft Freiraum in deiner Leiterschaft.

 

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